Es hatte so schön angefangen, fühlte sich so gut, so richtig an. Endlich der richtige Partner, die richtige Partnerin für's Leben.
Endlich angekommen!
Vielleicht war es "Liebe auf den ersten Blick", völlig unerwartet, ungeplant, aber unendlich schön und kraftvoll. Vielleicht kannten Sie sich auch schon aus
Kindertagen, waren "ewig" zusammen und es schien völlig logisch, auch zusammenzubleiben.
Und jetzt das. Statt Schmetterlingen jetzt Ernüchterung und das Gefühl, der andere verstehe einen nicht oder nicht mehr. Und die ernsthafte Frage, ob man sich so
getäuscht hat, ob man sein ganzes Leben jetzt verändern will oder muss, ob man gehen oder bleiben will.
Probleme in Partnerschaften können sich auf vielfältige Weise äußern. Da gibt es die "stillen" Krisen, in denen fast nur noch geschwiegen wird. Man kennt sich, kennt
die Dinge, die täglich so passieren - lohnt sich also nicht, auch noch darüber zu reden. Die Kommunikation verstummt mehr und mehr, jeder macht "sein Ding" und seine Probleme mit sich selber aus oder
mit Freunden. Irgendwann fragt man sich, ob man überhaupt noch zusammengehört, ob man dem anderen noch wichtig ist oder ob einem der andere überhaupt noch etwas bedeutet.
Dann gibt es die lauten Krisen, das tägliche "Angiften", die zynischen Interpretationen von Äußerungen des anderen. Da wird geschmollt, gegrollt, die Unterstützung
verweigert, werden Kinder gegen den Vater, die Mutter ausgespielt, Fronten gebildet. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt, neu interpretiert, bis der andere auf die Palme geht ("Das hab ich nie
so gesagt!"). Hauptsache, man "trifft" den anderen, geht als Sieger hervor. Dann fliegen Türen, folgt das erdrückende Schweigen und die Frage, wie lange es so noch weitergehen soll - bis einer den
Satz endlich ausspricht: "Dann geh doch!"
Kommt noch eine dritte Person ins Spiel (die Geliebte, der Geliebte) und die Heimlichtuerei fordert mehr und mehr Taktieren, wird es richtig kompliziert. Einfach zu
gehen, das scheint jedoch auch schwierig zu sein. Vielleicht wegen der Kinder, vielleicht wegen gemeinsamer finanzieller Verpflichtungen, dem beruflichen Ansehen, vielleicht wegen alter Erinnerungen
oder der Hoffnung, dass doch noch alles wieder gut werden kann. "So schön das mit meinem Freund auch ist, eigentlich liebe ich meinen Mann"... Solche zwiespältigen Gefühle sind keine
Seltenheit.
Reden - aber richtig!
Gespräch ist nicht gleich Gespräch. Gerade in emotional aufgeladenen Situationen kann die "echte" Kommunikation schnell abreißen, es kommt zu verbalen Attacken,
Ausfälligkeiten, Vorwürfen oder Verletzungen. Damit wird jeder gute Wille, ein Problem zu lösen, schnell im Keim erstickt. "Ich hab ja versucht, mit ihr/mit ihm zu reden"...
Gute Kommunikation braucht Regeln. Einfache, aber klare Regeln, die beide kennen und akzeptieren. Erst dann wird ein Dialog auf Augenhöhe möglich. Gute Kommunikation
braucht Ehrlichkeit. Davongelaufen sind wir lange genug. Jetzt müssen die Dinge auf den Tisch, die uns helfen zu erkennen, ob es noch eine Schnittmenge gibt, die groß genug ist, um unsere Leben
weiterhin miteinander zu teilen. Wenn ja, was darf, was muss sich ändern, damit beide sich wieder glücklich(er) fühlen? Mit welchen Kompromissen können wir leben? Wenn nein, welche Konsequenzen hat
eine Trennung? Wie lässt sich was regeln? Und sind Gewalt oder Alkohol im Spiel, sieht die Sache noch völlig anders aus.
Angst ist immer ein Zeichen von abwesender Klarheit. Angst habe ich immer dann, wenn ich nicht weiß, was kommt, wenn ich unsicher bin, keine Fakten habe, an denen ich
mich orientieren kann. Entscheidungen kann ich nur treffen, wenn ich Alternativen habe, für die oder gegen die ich mich entscheiden kann. Dazu bedarf es Inhalten, die ein Paar durch gute und ehrliche
Kommunikation schaffen muss. Zu diesen Inhalten zählen zum einen die Lebensfakten (Haus, Geld, Job, Kinder, Eltern, Pflege usw.), aber auch eine neue Beziehungskultur, bestehend aus Achtsamkeit,
Respekt, Einfühlen in den anderen, Ich-Botschaften, Werten und Wünschen, einem Eingestehen der eigenen Bedürftigkeit (statt "Ich erwarte von Dir, dass Du mich rettest!") und dem Entwickeln von
Strategien zur Stärkung der Eigenverantwortung beider Partner.
Eine therapeutische Begleitung kann hier sehr sinnvoll sein. Ein neutraler "Mediator" gibt beiden Seiten Raum, notiert Wesentliches, sorgt dafür, dass die Kommunikation
fair bleibt, stellt Fragen, bespricht mögliche nächste Schritte. Ein Therapeut begleitet ein Paar beim Zusammentragen der Lebensfakten, unterstützt beide Partner dabei, eine neue Beziehungskultur zu
entwickeln. Dazu gehören: Achtsamkeit, Respekt vor dem anderen, Einfühlen in den anderen, Wertschätzung, Eingestehen von Gefühlen, Ich-Botschaften, Werte, das Aussprechen von Träumen, Wünschen,
Zielen. Oft hört man bei derartigen Gesprächen verblüffte Äußerungen wie "So siehst Du mich?. Ein klares Zeichen für fehlende Kommunikation in der Tiefe. Ein Therapeut kann ebenfalls helfen, alte
Wunden oder Erlebnisse, die starken negativen Einfluss auf die Partnerschaft haben oder hatten, mit einem oder beiden Partnern zu bearbeiten. Auch das schafft häufig eine völlig veränderte
Ausgangssituation.
Viele Paare können durch das Erkennen von "Spielregeln" plötzlich ganz neue Ebenen ihrer Beziehung entdecken. Viele Beziehungsprobleme stammen
gar nicht aus der eigenen Partnerschaft, sondern haben sich durch Wertvorstellungen, Erziehung und Glaubenssätze in die Beziehung "hineingemogelt". Werden diese aufgedeckt, entfaltet sich ein ganz
neuer Grad von Freiheit und Ebenbürtigkeit in vielen Partnerschaften.